Unser Autor Thomas Otto ist schon auf vielen Demonstrationen gewesen. Der Protest der belgischen Polizisten hat ihm allerdings einen Kulturschock verpasst.
Sirenen und Blaulicht sind wir in Brüssel gewöhnt. Vor dem Gebäude des Brüsseler Studios von Deutschlandradio sperrt die Polizei jeden Tag mehrmals die Straße, wenn gerade wieder ein Staatschef, Botschafter oder sonstige wichtige Person von oder zu einem Meeting fährt. Heute hat die Polizei für sich selbst abgesperrt: 14.000 belgische Polizisten (nach Polizeiangaben) haben für ihre Arbeitsrechte demonstriert. Sie wollen verhindern, dass sie bis zum Alter von 62 arbeiten müssen.
Um entsprechend für Aufmerksamkeit zu sorgen, reichen Pfeifen und Tröten nicht aus. In Deutschland undenkbar, werfen Polizisten hier Böller und Kanonenschläge, gern auch mal vor die Füße nichtsahnender deutscher Reporter.
So eine Demonstration ist generalstabsmäßig organisiert: Der mobile Frittenwagen wird innerhalb weniger Minuten aufgebaut und sofort umringt.
Wer viel demonstriert, bekommt schnell Durst. Der ernste Hintergrund des Protests lässt sich mit einigen Bieren viel leichter ertragen. In Deutschland hingegen darf Demonstrieren keinen Spaß machen – da herrscht oft genug die Auflage Alkoholverbot!
Einziger Trost: So schnell wird die Polizei wohl nicht wieder mit Böllern werfen. Laut dpa seien Polizeidemonstrationen in diesem Umfang auch für Belgien ungewöhnlich.
Am 23. September planen die Polizisten dann in den Ausstand zu treten, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen – sollte die beglische Politik bis dahin nicht einlenken.