Berlin, Bundesinstitutionen, Bundesregierung, Medien
15.10.2014

65 Jahre Bundespressekonferenz

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65 Jahre gibt es die Bundespressekonferenz nun  schon. Früher in Bonn und heute in Berlin ist sie zur Institution geworden, die es so sonst nirgends gibt. Montag, Mittwoch und Freitag sind die Sprecher der Ministerien und der Regierungssprecher oder seine Stellvertreter zu Gast und stellen sich den Fragen der Hauptstadtpresse. Katharina Hamberger hat mit vier Sprechern von damals und heute gesprochen…

 

Die Hauptstadtjournalisten in Bonn hatten Sie direkt mit der Wahl Konrad Adenauers gegründet. Die konstituierende Sitzung fand am 11. Oktober 1949 statt, die ersten Gäste waren sieben Tage später Bundeskanzler Konrad Adenauer und Wirtschaftsminister Ludwig Erhard. Über diese erste Pressekonferenz berichtet damals Max-Schulze Vorberg, Journalist beim Bayerischen Rundfunk unter anderem:

Obgleich die Länder der Ostzone die Bundesregierung de jure nicht anerkannt hätten, führen Eisenbahn und Post hinüber und herüber. Es bestünden also de facto Beziehungen. Meldungen, daß der Außenminister der Ostregierung Dertinger einen Besuch in Westdeutschland abstatten will, bezeichnete der Bundeskanzler als sensationelle Mache.

 

Was noch heute genau wie damals gilt: Die Bundespressekonferenz ist Gastgeber. Die Sprecher und Politiker kommen auf Einladung der Hauptstadtpresse. Das heißt: Schluss ist erst, wenn den Journalisten keine Fragen mehr einfallen. Aber es hat sich auch viel verändert. Wie sie ihre Rolle als Sprecher wahrnehmen, welche Bedeutung die Bundespresskonferenz hat und was sich verändert hat, erklären der heutige Regierungssprecher Steffen Seibert, der frühere stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg, der frühere Presssprecher von Ulla Schmidt und stellvertretende Regierungssprecher Klaus Vater und Jens Teschke, der heutige Pressesprecher von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt:

 

Steffen Seibert ist Regierungssprecher seit 2010. Er war zuvor ZDF-Anchorman und moderierte unter anderem das heute Journal im ZDF. Er ist der erste Regierungssprecher der twittert.  Seibert ist auch Chef des Bundespresseamtes.

 

 

Seibert berichtet auch von einer besonders denkwürdigen Regierungspressekonferenz. Damals gab gleichzeitig der noch amtierende Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg eine Pressekonferenz. Es war klar, es wird seine letzte sein. Die Journalisten in der Bundespressekonferenz waren empört, dass zu Guttenberg diesen Zeitpunkt gewählt hatte – und verließen geschlossen den Saal. Diese Szene können Sie oben als Video sehen.

Jens Teschke war ebenfalls lange Jahre Journalist. Er wechselte die Seiten als Peter Ramsauer als Chef der CSU-Landesgruppe einen neuen Sprecher suchte. Teschke blieb, als Hans-Peter Friedrich diesen Posten bekam und ging mit ihm ins Innenministerium. Dass er mit Friedrich in das Ministerium hineingewachsen ist, war für ihn  ein Vorteil, sagt Teschke. Heute ist er Pressesprecher des Landwirtschaftsministers:

 

 

Thomas Steg ist heute Cheflobbyist bei Volkswagen. 1998 wurde er stellvertretender Leiter des Kanzleramtes unter Gerhard Schröder, von 2002 bis 2009, war er – mit kurzer Unterbrechung – stellvertretender Regierungssprecher. Er hat Gerhard Schröder und Angela Merkel als Chef erlebt:

 

 

Klaus Vater ist heute Krimibuchautor. Er begann als Sprecher von Arbeitsminister Walter Riester. Danach vertrat er Gesundheitsministerin Ulla Schmidt, SPD und sprang als stellvertretender Regierungssprecher ein, als Thomas Steg 2009 kurzzeitig als Wahlkampfberater für den damaligen SPD-Kanzlerkandidaten Frank Walter Steinmeier arbeitete. Er findet, dass sich die Regierungspressekonferenz verändert hat; auch durch die neuen Medien. Seiner Meinung nach müsste ihr Format verändert werden:

 

 

 

Weitere Links zum Thema:

Das Interview von Korbinias Frenzel im Deutschlandradio Kultur mit Journalistikprofessor Stephan Weichert. http://www.deutschlandradiokultur.de/65-jahre-bundespressekonferenz-tweets-ersetzen-keine.1008.de.html?dram:article_id=300228

 

Das DLF-Magazin von Katharina Hamberger zur Bundespressekonferenz: http://www.deutschlandfunk.de/was-pressesprecher-sagen-duerfen-schwierige-mission.862.de.html?dram:article_id=299899