Außenpolitik, Entwicklungszusammenarbeit
Witali Klitschko, Kiewer Bürgermeister und Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (c) Frank Capellan / Deutschlandradio Hauptstadtstudio
Witali Klitschko, Kiewer Bürgermeister und Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (c) Frank Capellan / Deutschlandradio Hauptstadtstudio
15.10.2014

Gerd Müller: Boxerstopp in Kiew

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Boxen? Das ist nicht die Sportart des Entwicklungszusammenarbeitsministers Gerd Müller. Fußball schon eher, auch wenn er mit der gleichnamigen Fußballerlegende nicht verwandt ist. Frank Capellan über ein Zusammentreffen der besonderen Art.

Klein ist Gerd Müller nun wirklich nicht – der Minister, nicht der Fußballer. Aber neben dem Boxer und Bürgermeister wirkt der Bayer doch wie ein kleines Licht. Witali Klitschko lässt den Entwicklungsminister in seinem prächtigen Rathaus eine ganze Weile warten, dann plötzlich steht er im Raum, ein Schrank von Mann, Müller ist sehr begeistert. Einen Fußball schenkt er dem Sportler, der jetzt Kiew auf Vordermann bringen will und erinnert an den Namensvetter mit dem großen Namen, den „Bomber der Nation“. Dazu gibt es einen Schal in Schwarz-Rot-Gold, „damit Sie uns auch immer treu bleiben“. Klitschko lächelt und gibt sich sehr artig. Hamburg ist doch immer noch meine zweite Heimat, sagt der Jung-Politiker, mein Herz schlägt in Deutschland, meine Seele lebt in der Ukraine, nun ja…

Witali Klitschko, Kiewer Bürgermeister und Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (c) Frank Capellan / Deutschlandradio Hauptstadtstudio

Witali Klitschko, Kiewer Bürgermeister und Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
(c) Frank Capellan / Deutschlandradio Hauptstadtstudio

Nach einem Spaziergang über den Maidan, auf den sich der CSU-Gast so sehr gefreut hat, steht Klitschko allerdings überhaupt nicht der Sinn: Keine Zeit, „die Leute wollen dann immer Autogramme von und Fotos mit mir haben“. Müller lässt nicht locker, und am Ende schlendern die beiden dann doch ein paar Minuten in Richtung Revolutionsplatz. „Wir sind Europäer! Wir gehören zu Euch!“ betont der Bürgermeister dabei. Müller, der im Auftrag der Kanzlerin gerade Decken und Heizungen für die Flüchtlinge aus dem Osten ins Land geschafft hat, nickt zufrieden.

Und Geschäfte will Klitschko mit den Deutschen machen, eine neue Straßenbahn für die Hauptstadt bauen, deutsche Investoren sollten sich die Ukraine mal näher anschauen, dafür wird der Minister tags drauf im Deutschlandfunk-Interview ausdrücklich werben. Klitschko packt an, verspricht Reformen, will dafür sorgen, dass alle ihre Steuern zahlen, das jedenfalls hat er Merkels Minister mehrfach berichtet.

Übernachtet hat der Reisende aus Deutschland übrigens in einem Klitschko-Haus, im „11 Mirrors“, einem Designhotel, das Bruder Wladimir vor zwei Jahren unweit der Staatsoper für angeblich 17 Millionen Dollar errichten ließ. Gleich daneben ein zwielichtiger Club, schräg gegenüber das Restaurant „Mafia“… Nun denn… Auf den Zimmern des Hotels fällt vor allem die Bar ins Auge, für die die Bezeichnung „Mini“ absolut nicht mehr passt. Die üppige Auswahl an edlen Weinen und feinen Whiskeys in größten Gefäßen überrascht durchaus. Nicht nur das: Kondome und andere einschlägige Utensilien in den Schubladen eines Hotelzimmers sind wohl auch eher ungewöhnlich, vielleicht macht ja auch das eine Design-Herberge aus…

Die Klitschkos stehen halt mitten im Leben. Das war ja auch in Deutschland schon so, und heute – erzählt Witali lachend – wohnt er direkt gegenüber der deutschen Botschaft in Kiew.