Außenpolitik, Berlin, Brüssel, Medien
Ausgesperrte Presse - G7 Elmau / Foto: Deutschlandradio Frank Capellan
08.06.2015

Elmau, Gipfel und Presse oder der verpatzte Hubschrauberflug

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Warten auf Merkel und Obama. Neue Informationen sickern nur spärlich aus dem Elmauer Schloss durch. Die Arbeitssitzung zur Klimapolitik ist beendet. Gerade ist die Runde erweitert worden. Von den Aufsager-Plätzen der Fernsehkollegen, etwa 200 Meter vom Schlosshotel entfernt, lässt sich beobachten, wie die Staats- und Regierungschefs des sogenannten Outreach-Formates  in kleinen Golf Caddys hinaufgekarrt werden; Staats- und Regierungschefs aus Tunesien, Libyen, Senegal, Äthiopien, dem Irak. Was tun gegen den Terror von Islamischem Staat und Boko Haram? Darum soll´s gehen. Die Fernsehübertragung aus dem Innern des Tagungsortes, das „Weltbild“, also die von offizieller Seite frei gegebenen offiziellen Aufnahmen zeigen wie Merkel und Obama die Gäste herzen. Die Stimmung ist gelöst. Italiens Ministerpräsident Renzi schäkert mit IWF-Chefin Lagarde, der Präsident der EU-Kommission Juncker scherzt mit der Präsidentin von Liberia, dann bricht das Bild ab: Öffentlichkeit ausgeschlossen.

 

Das Schloß in der Ferne / Foto: Deutschlandradio Frank Capellan

Das Schloß in der Ferne / Foto: Deutschlandradio Frank Capellan

„Wir werden immer weiter weggesperrt“, schüttelt ein erfahrener Hörfunk-Kollege den Kopf, als wir am Zaun vor den Toren der Macht in Elmau stehen. So manchen Gipfel hat er miterlebt, ist auch mal dem französischen Präsidenten im Aufzug in die Arme gelaufen, in den 70ern, ja da waren Journalisten und Staatschefs mitunter sogar im selben Hotel untergebracht. „Good old times…“ in Elmau ist davon nichts mehr geblieben. Die Sicherheitsvorkehrungen machen vieles zur Farce. Die Distanz zwischen Regierenden und Regierten wird immer größer. Zeit zum Fachsimpeln über den Sinn solcher Gipfel, während wir auf neue Beschlüsse über die Klimapolitik der führenden Industrienationen warten. Wird das Zwei-Grad-Ziel im Kommunique von Elmau stehen, wenn ja, wem ist damit geholfen? Wer hält sich wirklich an die Absichtserklärungen solcher Gipfel?

Die Demonstranten haben inzwischen aufgegeben. Auch der Protest zwischen Garmisch und Elmau wirkt arg ritualisiert, vor allem aber war es anstrengend in den bayerischen Bergen. Viele sind nicht mehr auf den Beinen. „Wir sind gestern schon so viel gelaufen!“ meint ein Organisator. Es war heiß, und steil auf dem Weg zum Tagungsort im abgeschiedenen Alpental. So nah dran wie nur wenige akkreditierte Journalisten ist ohnehin keiner von ihnen gekommen. Aber die zeitweilige Blockade der B 2 ist mangels Demo-Potential wieder aufgehoben. Sehr zum Ärger manches Medienvertreters, aus ganz eigennützigen Gründen: Die Luftwaffe stand schon bereit, der Hubschrauber auf der Wiese in Garmisch, trotz teils tiefhängender Regenwolken, startklar für einen Vier-Minuten-Flug auf die Almwiesen der Elmau, doch dann per Funk die Anweisung: Straße wieder frei, Demonstranten alle weg, wir nehmen den Bus. Schade, ein Flug über Bayerns Berge, wäre auch für die Berichterstatter ein Höhepunkt gewesen, an einem bis dahin wenig ereignisreichen G 7 Treffen, das außer der Weißwurst-Diplomatie zwischen Barack und Angela und den schönen Bildern aus einer fantastischen Ecke Deutschlands bisher nur wenig Greifbares gebracht hat. Zynisch greift einer eine Bild-Schlagzeile auf: „Bayerns Berge sind nichts für Weicheier-Demonstranten“ hatte das Boulevard-Blatt berichtet und sich über Protestler lustig gemacht, die angesichts von Hitze und allzu großer Steigungen am Ende schlapp gemacht haben. „Ja“, sagt der Kollege, „jetzt haben sie uns auch noch den Hubschrauber-Flug ins Pressezentrum vermasselt! Selbst auf die Demonstranten ist kein Verlass mehr!“