Berlin
Wie vielerorts in Irland gibt es auch auf der Droney-Farm herrliche Mauern zu bewundern. Foto: Johannes Kulms
16.07.2015

Rupf‘ das Gras!

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Politik funktioniert ohne Inszenierung nicht. Das gilt erst recht für einen Staatsbesuch – zum Beispiel für die dreitägige Reise des deutschen Bundespräsidenten nach Irland. Dort besucht Joachim Gauck eine Kuhherde. 

Nur noch wenige Stunden bleiben dem deutschen Bundespräsidenten, dann muss er die Rückreise nach Berlin antreten. Aber auf dem Programm seines Irland-Staatsbesuches stehen gleich noch mehrere Stationen. Und so düst die Kolonne aus rund 20 schwarzen Fahrzeugen los in Galway, rast über idyllische, aber auch kurvenreiche Landstraßen. Ein bisschen so, als wenn sich damit die 45 Minuten Verzögerung im Zeitplan noch aufholen ließen.

Dann ist irgendwann das Ziel erreicht: Die „Droney Farm“. Deren saftig grüne Weiden sind umgeben von steil ansteigenden Felswänden. Dazu der strahlende blaue Himmel, in der Ferne schimmert der Atlantik. Die Idylle ist perfekt, und lässt die rund zwei Dutzend Kühe, die gerade in der Ecke der Weide in andächtig ruhiger Haltung verharren, noch glücklicher erscheinen.

 

Noch herrscht Ruhe: Kühe auf der Droney-Farm an der irischen Westküste. Foto: Johannes Kulms

Noch herrscht Ruhe: Kühe auf der Droney-Farm an der irischen Westküste. Foto: Johannes Kulms

Aber mit der Idylle ist es rasch vorbei. Oder sie wird auf brutalstmögliche Weise heraufbeschworen – das hängt von der Sichtweise ab. Denn die Kuhherde wird nun ins Visier genommen von einem Pulk: Darunter Vertreter aus der Reisegruppe des Bundespräsidenten ebenso wie Mitarbeiter von irischen Ministerien und eine Handvoll Journalisten. Alles ist in Bewegung und kreist um ein Trio, das aus dem Bundespräsidenten, dem Besitzer der Farm, James Droney, sowie dem Staatsminister im irischen Landwirtschaftsministerium, Tom Hayes besteht.

Begleitet wird die Gruppe von gleich mehreren Radiomikrofonen und Kameras. Schließlich wird es skurril: Gleich mehrfach fordern die Kollegen der Bildmedien den Staatsminister aus dem irischen Landwirtschaftsministerium auf, doch mal bitte ein paar Grasbüschel rauszurupfen. Tom Hayes lässt sich das nicht zweimal sagen und langt herzhaft zu. Scripted Reality lässt grüßen…

 

 

Noch am Vortag hatte der deutsche Bundespräsident sich in einer Gesprächsrunde mit einem irischen Unternehmer unterhalten, der unter anderem Matten für Kühe herstellt, damit diese es bequemer im Stall haben. Gauck hatte dem Kaufmann gesagt, dass er gedacht habe, dass doch alle Kühe in Irland draußen seien. An diesem letzten Staatsbesuchs-Tag also endlich ein Ort, an dem das deutsche Staatsoberhaupt dieses Bild bestätigt findet. Und nebenbei Einblick erhält in die nachhaltige Fleischproduktion von Irland.

Am Ende lässt sich nach dem Besuch auf der westirischen Kuhweide vor allem eines festhalten: Die PR-Aktion für den irischen Tourismus aber auch die Landwirtschaft der Republik Irland, sie ist geglückt…