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Gerda Hasselfeldt, noch Vorsitzende der CSU-Landesgruppe. Foto: picture alliance / dpa / Tobias Hase
06.04.2016

Viel Quatschi-Quatschi und ein Abschied

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„Dieses Quatschi, Quatschi, Quatschi – jeder weiß was, jeder redet“. Mit diesen Worten beschwerte sich Horst Seehofer unlängst über das Tratsch-Potenzial seiner CSU, weil mal wieder über seine Nachfolge und Personalfragen spekuliert wurde. Nun hat das CSU-Quatschi-Quatschi auch die Chefin der CSU-Landesgruppe, Gerda Hasselfeldt getroffen. Ausgerechnet aus dem Umfeld Seehofers, vielleicht auch vom Parteichef selbst, wurde einen Tag bevor sie selbst bekannt geben konnte, dass sie 2017 ihr Mandat und alle Ämter abgeben wird, genau das ausgeplaudert.

 

 

Aber es mag Hasselfeldt den Abschied 2017 noch etwas leichter machen. Still und heimlich für sich hatte sie entschieden, sich im kommenden Jahr nicht mehr für die Bundestagswahl aufstellen zu lassen und damit auch den Posten der Landesgruppenchefin abzugeben. Der Plan, wie das bekannt werden sollte, stand auch schon fest – bis gestern Abend: Zunächst wollte sie es zum ersten mal heute Abend bei der Bundeswahlkreiskonferenz in ihrem Wahlkreis Fürstenfeldbruck bekannt geben, dann öffentlich machen. Nur wenige waren eingeweiht. Erst in dieser Woche informierte sie auch Parteichef Horst Seehofer über ihre Pläne – aber die Information bliebt nicht beim Empfänger allein. Gestern Abend landete sie beim Spiegel.

Fast 30 Jahre war Gerda Hasselfeldt im Bundestag. 1987 war sie für Franz-Josef Strauß nachgerückt. Sie war Bauministerin, Gesundheitsministerin, Finanzexpertin, Vizepräsidentin des deutschen Bundestages, Spitzenkandidatin der CSU und seit 2011 Landesgruppenchefin – die erste Frau in diesem Amt. Im Gegensatz zu ihren Vorgängern, zu denen Hans-Peter Friedrich und Peter Ramsauer gehörten, ist sie eher eine Frau der leisen Töne und der Diplomatie. Wenn sie austeilt, dann mit feinen Spitzen und nicht mit Krawall. So sprach sich Markus Söder 2012 für die Abschaffung der damals noch existierenden Praxisgebühr aus. In der CSU stieß das auf viel Kritik. Auch in Berlin hielt man nicht viel von diesem Vorschlag. Hasselfeldt drückte es so aus: „Den bayerischen Finanzen muss es ja gut gehen, dass sich der Minister um die Politik in Berlin kümmert“. Ein Stil das von vielen geschätzt wurde, aber nicht von allen. Zu leise, zu wenig polternd ist die geborene Niederbayerin mit Wahlkreis in Oberbayern so manchem. vor allem in Sachen Flüchtlingspolitik. Allerdings scheint sie auch oft die wichtige Vermittlerin zwischen Seehofer und Merkel zu sein.

 

Der Vorsitz der CSU-Landesgruppe gilt bei den Berliner Christsozialen als besonders wichtig. Man ist das Bindeglied zwischen Berlin und München, lenkt die CSU in der Hauptstadt und kann eigene Akzente setzen. Nun ist das Rennen um die Nachfolge also eröffnet. Wer weiß, vielleicht verbirgt sich hier der Grund, warum so mancher Minister sich gerne auch außerhalb seines Fachbereichs betätigt und gerne auch Vorschläge zu anderen Themen einbringt….