Berlin, Brüssel, Bundesregierung, Kommentare
Theo Geers im Einsatz / Foto: Ansgar Rossi
11.04.2016

Panama Papers Schäuble reagiert mit 10 Punkte Plan

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Ein Kommentar

im Deutschlandfunk

Eine knappe Woche hat Wolfgang Schäuble gebraucht, um mit seinem 10-Punkte-Plan auf die verstörenden Panama-Enthüllungen zu reagieren. Härte will der Finanzminister zeigen gegenüber Steuerbetrügern und Geldwäschern, ihren Helfershelfern in Banken und Rechtsanwaltskanzleien. Schäuble will und muss das Momentum nutzen, das diese Papiere ausgelöst haben. Das Thema hat einen Lauf, und zwar weltweit. Fast jedes Land ist irgendwie betroffen: Entweder, weil seine Steuerbürger ihm die lange Nase zeigen oder weil es den asozialen Besitzern von Briefkastenfirmen eine Adresse gibt. . Das ist Schäubles Chance auch mit Blick auf das kommende Wochenende, wenn er auf der IWF-Frühjahrstagung in Washington seine zehn Punkte zur Diskussion stellen will. Es geht um‘s Farbe bekennen, denn viele Fragen drängen sich seit langem auf. Warum etwa ist auch die Regierung in London immer gern dabei, wenn es um publikumswirksame Initiativen gegen Steuerverkürzung und anders geht, und gleichzeitig geht die Zahl der Briefkastenfirmen in britischen Überseegebieten immer noch in die Hundertausende. Wieso legen die USA anderen Staaten gerne die Daumenschrauben an, wenn diese im Verdacht stehen, US-Bürgern bei unlauteren Deals Unterschlupf zu bieten, aber umgekehrt tut sich nichts etwa bei den beliebten Briefkastenfirmen im US-Bundestaat Delaware. Fragen über Fragen, die zeigen: Ein Selbstläufer ist das Thema auch wieder nicht. Da liegt auch an Schäuble selbst. Es fällt schon auf, dass vor allem Praktiker seine 10 Punkte kritisieren. Steuerfahnder und Kripobeamte, die jeden Tag gegen Wirtschaftskriminelle ermitteln – ihnen allen gehen Schäubles Vorschläge nicht weit genug. Warum nur hört der Finanzminister so wenig auf diese Stimmen? Er würde doch politisch nur gewinnen, wenn er wirksame Maßnahmen auf den Weg brächte, die eben auch diese Praktiker als sinnvoll erachten, weil sie dann bei ihren Ermittlungen eben nicht mehr länger von einer Wand des Schweigens abprallen. Beispiel Firmenregister. Schäuble will diese international vernetzen, Reingucken dürfen in die Register sollen aber nur Behörden und – ja das auch – Fachjournalisten und spezialisierte Nichtregierungsorganisationen. Aber öffentlich ist so ein Register damit eben noch nicht. Dabei zeigt sich doch exemplarisch seit einer Woche, wie wirksam Öffentlichkeit ist, wer alles bis hinauf  zum britischen Premierminister in Erklärungsnöte  gerät, weil eben solche Briefkastenfirmen immer ein „Gschmäckle“ haben – und meistens sogar mehr als das. Das einzige was wirklich hilft ist das Risiko für die Inhaber von Briefkastenfirmen zu erhöhen, jederzeit in ihrem Drang nach Heimlichtuerei bloß gestellt werden zu können. . Wolfgang Schäuble könnten daher seinen 10 Punkten ruhig noch einen elften oder zwölften hinzufügen.

 

(ar)