Bundesregierung, Parteien, Wahlen und Wahlkampf
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) / Foto: Stephanie Pilick/dpa
20.04.2016

Gabriel nervt – das ist sein Problem!

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Dass er vielen in der Partei auf die Nerven geht, das weiß er selbst. Ändern aber will er sich nicht. Der SPD-Chef neigt dazu, immer alles bis zum Ende auszudiskutieren. Reden und argumentieren, das kann er wie kaum ein anderer in der Partei, deshalb redet er seine Kritiker geradezu an die Wand. Das aber verstärkt bei den Genossen wohl immer wieder den Eindruck, einen arroganten Besserwisser an der Spitze zu haben, der keinen Widerspruch zulässt. Anders als seine CDU-Kollegin, Parteichefin Merkel, fällt es ihm schwer mal zu schweigen. Wenn er angegriffen wird, wehrt er sich. Sei es gegenüber Juso-Chefin Johanna Ückermann oder – wie kürzlich – gegenüber einem Ortsvereinschef aus Hannover. Beide hatten es gewagt, den Vorsitzenden als Ursache des SPD-Problems zu benennen. Gabriel keilt zurück, Trotz betrachtet er als Tugend. Das zeigt sich auch in Ägypten, wo er dem umstrittenen Autokraten Al-Sisi mit wohl kalkulierten Worten schmeichelt.

„Ich finde, Sie haben einen beeindruckenden Präsidenten!“, hat er den ägyptischen Journalisten diktiert. Auf Widerspruch aus der Heimat kontert er angriffslustig:  `Was wollt Ihr denn? Wir umwerben doch auch den chinesischen Staatschef!´ Um Ägypten zu stabilisieren, um zu verhindern, dass sich am Ende auch noch dieses 90 Millionen Volk auf den Weg nach Europa macht, muss man eben auch mal formulieren, was zu Hause aufstößt! So sein Kalkül.

"Eine für Willy Brandt. Eine für Helmut Schmidt. Und die dritte???" flachsen die Journalisten. Gabriel schmunzelt. Sigmar Gabriel auf Staatsbesuch in Ägypten im April 2016 / Foto: Frank Capellan

„Eine für Willy Brandt. Eine für Helmut Schmidt. Und die dritte???“ flachsen die Journalisten. Gabriel schmunzelt. Sigmar Gabriel auf Staatsbesuch in Ägypten im April 2016 / Foto: Frank Capellan

So wird er weitermachen, ein Jahr etwa noch. Erst dann will der Vizekanzler in den Wahlkampf-Modus schalten. Dass er allerdings noch trotziger werden wird, darf angesichts katastrophaler Umfragen getrost erwartet werden. Diese 19,5 Prozent müssen Einfluss auf das Regierungshandeln haben, „die gehen mir nicht am Arsch vorbei“, hat der Chef mit drastischen Worten vor der Fraktion formuliert. Ob bei Erbschaftssteuerreform, Werkverträgen oder Rente – Gabriel kann gar nicht anders als SPD-Positionen noch viel deutlicher zu zeigen und nach Möglichkeit auch gegenüber der Union durchzubringen. Ob die Wähler ihn dafür wenigstens ein bisschen lieben werden?

Wohl kaum. Trotziger Widerspruch, zudem noch nervig vorgetragen, kommt nicht gut an bei den Deutschen. Das allerdings wird ihn wohl noch mehr aus der Reserve locken. Niemand sollte erwarten, dass er als Parteichef das Handtuch wirft und auf die Kanzlerkandidatur verzichtet. Er weiß genau, dass die SPD keinen hat, der es besser könnte als er. Durch Kritik wird er sich bestätigt sehen. Eine weitere Große Koalition als Anti-AfD-Bündnis mit einem bestätigten Vizekanzler, das strebt Sigmar Gabriel bei der Bundestagswahl 2017 an, mehr ist eh nicht drin. Dass er bis dahin unter extremer Beobachtung steht, nimmt er sportlich. „Froh mal weg zu sein aus Deutschland?“ fragen ihn die Journalisten in Afrika. Gabriel lacht: „Ich komme ja nicht weg, Sie sind ja dabei!“

(ar)

Kommentare zu diesem Beitrag (1)

  1. B. Schmitt | 20. April 2016, 22:15 Uhr

    Gabriel nervt – das ist sein Problem!

    Es wird Zeit, dass ein paar normale Leute ankommen. Ich denke dass viele Leute die Nase voll haben von den Leuten wie Merkel und Seehover etc.. Aber Angst hat man auch von dem was dann kommt. Auch wieder solche „ELITEN“? Das will keiner. Es werden Leute gesucht und auch gewählt die Bodenhaftung haben. Die AfD ist das Resultat der Suche. Merkel und Leute wie Gabriel die uns offenen Auges an die Amerikaner TTIP an die Amerikaner verkaufen, braucht keiner. Und der kleine Mann fühlt es……