Berlin, Bundesregierung, Innenpolitik, Kommentare, Verkehrspolitik
Katharina Hamberger im Deutschlandradio-Hauptstadtstudio / Foto: Ansgar Rossi
26.04.2016

E-Automobile

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Ein Kommentar

im Deutschlandfunk

 
Bereits gestern war klar: Die Zeichen stehen  auf Kaufprämie. Die Autoindustrie wollte sie, das Umweltministerium, das Wirtschaftsministerium ebenso, das Verkehrsministerium wehrte sich nicht mehr mit Händen und Füßen und vom Finanzministerium, das bis zuletzt gegen eine staatliche Förderung war, kam sogar der nun aktuelle Vorschlag, in dem von einer Fördersumme von 1,2 Milliarden Euro die Rede ist. Bund und Autoindustrie sollen jeweils die Hälfte beisteuern.

Vor allem die deutsche Autoindustrie tut sich schwer mit Konkurrenten aus dem Ausland mitzuhalten, die leistungsstärkere Elektroautos bauen. Das hat aber auch einen Grund: Der deutsche Diesel verkauft sich nun mal gut. Warum dann auf ein anderes Pferd setzen? Damit hat man auch ein gesellschaftliches Umdenken blockiert. Aber nun kränkelt das Image des Diesels und auch die Klimaschutzauflagen werden strenger. Also wird plötzlich nach Unterstützung gerufen, eine schnelle Lösung muss her. Wie gut die Autoindustrie, an der nun mal viele Arbeitsplätze hängen, ihr Leid klagen kann, zeigt sich im Handeln Horst Seehofers, CSU-Chef und bayerischer Ministerpräsident. Mit BMW und Audi sitzen gleich zwei große Autohersteller in seinem Bundesland – und Seehofer ist einer der glühendsten Verfechter eine Kaufprämie. Sie scheint jedoch mehr der letzte Ausweg zu sein, den Industrie und Politik sehen, der allerdings vor allem offenlegt, dass man sich in den vergangenen Jahren zu wenig um dieses Thema gekümmert hat. Dabei geht es der deutschen Autoindustrie noch nicht einmal schlecht. Ist es also wirklich notwendig, eine Branche mit staatlicher Förderung zu unterstützen, die sich selbst helfen könnte – und der es auch ganz gut zu Gesicht stünde, nach den bekanntgewordenen Abgastricksereien selbst etwas fürs eigene, grüne Image zu tun? Zudem gibt es bessere Alternativen. So wäre es sicher hilfreich, den Diesel nicht mehr weiter zu subventionieren. Dann wäre vielleicht die Bereitschaft beim Kunden höher, sich ein umweltfreundliches Elektroauto zu kaufen. Und dann gibt es noch andere Anreize, die schon viel früher bei Politik und Industrie ganz oben auf der Agenda hätten stehen müssen, weil sie das Grundproblem für die Akzeptanz der E-Mobilität sind. Denn oft entspricht ein Elektroauto noch nicht den Ansprüchen der Kunden. Die Reichweite ist bei vielen immer noch nicht vergleichbar mit der eines Benziners oder eines Diesels, auch wenn es hier stetig Verbesserungen gibt. Und auch, wer sich entscheidet, trotzdem ein solches Auto zu kaufen und auf große Reise zu gehen, der kann sich nach wie vor nicht sicher sein, auch überall Strom zu bekommen. Denn eine flächendeckende Ladeinfrastruktur, vergleichbar mit einem Tankstellensystem, fehlt in Deutschland. Darauf sollten Industrie und Politik nun ihre Energie verwenden, hier schnell Lösungen zu finden. Denn nur dann bringt auch eine Kaufprämie etwas.
 

(ar)

Kommentare zu diesem Beitrag (1)

  1. Wolfgang Kaul | 27. April 2016, 23:06 Uhr

    Was jeder lesen sollte

    zum Thema Elektroautos, sind die umfassenden Erklärungen von“ homo ludens philosophicus“.
    Diese Webseite sollte die Physikerin Angela Merkel eigentlich auch kennen …
    Bei diesem Thema bewahrt uns der Konservativismus der Deutschen vielleicht vor einer Dummheit, und gleichzeitig sind die sinnvollen Alternativen bereits auf dem Markt, – die kleinen, leichten Diesel-PKW, wo sie gebraucht werden, und die Fahrräder.
    Grüße an alle