Brüssel
Daumen hoch für den Brexit! © European Union 2015 - source: EP
Daumen hoch für den Brexit! © European Union 2015 - source: EP
24.06.2016

Freude über den Brexit

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Der Brexit sei schlecht für Europa und auch für die Briten selbst, das hört man seit Wochen auf allen Kanälen. Nun haben sich die Briten tatsächlich gegen eine weitere EU-Mitgliedschaft entschieden. Welche Vorteile könnte das also für die Rest-EU haben? Unser Korrespondent Thomas Otto hat seiner Fantasie freien Lauf gelassen:

 

Ratspräsident Donald Tusk äußerte sich in einer ersten Reaktion erleichtert. Jahrelang hätten die Briten die Arbeit im Rat mit ihren Sonderwünschen behindert. Das sei nun endgültig Geschichte, freute sich der Pole. Vor allem der regelmäßige Streit darum, die Ratssitzungen um 17:00 Uhr für eine Teepause zu unterbrechen, sei nun vom Tisch. Tusk schätzte, dass die Treffen des Rates in Zukunft so nur noch halb so viel Zeit in Anspruch nähmen, wie bisher.

 

Auch EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis zeigte sich über den Brexit sehr erfreut. Nicht nur werde so der Durchschnitts-Europäer auf dem Papier gesünder, da nun die Daten der britischen Bevölkerung nicht mehr in die Statistik einflössen. Vor allem im Ausscheiden der Vereinigten Königreiches aus dem gemeinsamen Binnenmarkt sieht Andriukaitis eine Chance:

„Endlich können wir Schutzzölle gegen britische Lebensmittel-Importe erheben. Die gesundheitlichen Schäden, die in der EU durch baked beans und black ‚pudding‘ verursacht werden, kosten die Gesellschaft pro Jahr 2,3 Milliarden Euro. Ich bin froh, dass wir diese finsteren Zeiten bald hinter uns lassen können.“

 

Im EU-Parlament herrscht ebenfalls große Freude. Mit dem Ausscheiden der britischen Abgeordneten würde sich die desaströse Raumsituation bald verbessern, kündigte Parlamentspräsident Martin Schulz an. Die frei werdenden Räume wolle er meistbietend versteigern. Das Büro von UKIP-Chef Nigel Farage sei allerdings bereits reserviert, so Schulz. Der passionierte Fußballfan wolle dort eine Dauerausstellung einrichten mit dem Titel: „Tor, Ball und schönes Spiel: Die drei Feinde des Englischen Fußballs“.

 

Ein vorteilhafteres Bild von Nigel Farage konnte die Redaktion leider nicht finden © European Union 2015 - source: EP

Ein vorteilhafteres Bild von Nigel Farage konnte die Redaktion leider nicht finden © European Union 2015 – source: EP

Das Enfant terrible des EU-Parlaments, Martin Sonneborn, zeigte sich hingegen zunächst tief bestürzt:

„Ich finde es sehr schade, dass so ein großartiger Komiker wie Nigel Farage das Parlament verlassen wird. Er hat mich immer gut vertreten, wenn ich mit Wichtigerem beschäftigt war, als Politik … Nein, mal im Ernst: Ich bin so froh, dass die ganzen UKIP-Spinner endlich verschwinden. Die haben das Ansehen des Parlaments wirklich beschädigt. Schließlich wollen wir hier ernsthafte Politik machen.“

 

Trotz starker Verluste an den Börsen zeigten sich Finanzspekulanten hoch erfreut. Der Absturz des britischen Pfundes habe auch positive Seiten, erklärte der Londoner Finanzjongleur Matthew Greed:

„Meine Kumpels und ich, wir haben alle auf den Absturz des Pfundes gewettet. Und jetzt verdienen wir uns dumm und dusselig! Dabei war das alles andere als schwer vorherzusehen. Noch viel mehr freut uns aber, dass wir in London bald wieder machen können, was wir wollen. Diese ganze Finanzmarktregulierung nach der Bankenkrise drehen wir einfach wieder zurück. Und dann wird richtig Kohle gemacht!“

 

 

 

Auch in Russland wird das Ergebnis des britischen Referendums begrüßt. In einer Fernsehansprache lobte Präsident Wladimir Putin die Abstimmung als mutiges Experiment:

„Die Briten haben den Beweis erbracht, dass direkte Demokratie keineswegs dem Wohl eines Landes zuträglich ist. Ich danke Ihnen dafür, dass sie in diesem Akt der Selbstaufopferung nun den endgültigen Beweis erbracht haben, dass es nur Probleme bringt, wenn man den Plebs auf der Straße nach seiner Meinung fragt. In Russland haben wir das schon vor langer Zeit erkannt!“

Gleichzeitig warnte Putin vor den Folgen eines Ausscheidens der Briten aus dem EU-Binnenmarkt. Er habe bereits heute Morgen angeordnet, die Sanktionen auf Lebensmittelimporte aus der EU auf ein ausgetretenes Großbritannien auszuweiten, so Putin in seiner Ansprache. Man könne nicht riskieren, dass britischer Sondermüll auf russischen Tellern verklappt werde, fügte der als Feinschmecker bekannte Präsident hinzu.

 

Vom Brexit zu profitieren hofft die Bayernpartei. Die separatistische Splitterpartei fordert seit Jahren die Unabhängigkeit des Freistaates. „Wir sammeln schon Unterschriften für ein Volksbegehren für ein unabhängiges Bayern“, sagte der Landesvorsitzende Florian Weber am Freitag der Nachrichtenagentur AFP in München. Bisher seien 12.000 Unterschriften zusammen, um ein Volksbegehren zu initiieren seien über 20.000 Unterschriften nötig. „Wir können eine Volksabstimmung erreichen in Bayern, das wäre möglich“, sagte Weber.*

 

Vor allem den Regen-geplagten Belgiern könnte der Brexit nützen: Der Belgische Wetterdienst rechnet damit, dass graues, trübes Wetter und die allgegenwärtigen Niederschläge bald der Vergangenheit angehören könnten. Chefmeteorologe Luc Pluie Battante erklärte:

„Jahrelange Forschung hat gezeigt, dass es einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Anwesenheit von Bürgern des Vereinigten Königreiches und schlechtem Wetter gibt. Mit einem Brexit und dem damit verbundenen Wegzug vieler Briten aus Brüssel sollte sich die allgemeine Wetterlage im ganzen Land dauerhaft verbessern.“

Der Verband belgischer Hoteliers meldet bereits sprunghaft angestiegene Buchungszahlen. So gäbe es in dieser Saison zwischen De Panne** und Knokke-Heist** kaum mehr ein freies Zimmer.

 

 

*Im Gegensatz zum Rest dieses Artikels ist das hier kein Scherz!

** Ja, diese Orte gibt es wirklich!