Parteien, Wahlen und Wahlkampf
Unser Korrespondent Frank Capellan (rechts) befragt Thomas Oppermann, SPD
26.08.2016

PS und Prozentiges im Kampf gegen den Abstieg

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Hochprozentig wünscht sich der Fraktionsvorsitzende seine SPD mal wieder, darüber scherzt Thomas Oppermann gern, als er während seiner Sommerreise mit Berliner Journalisten einen Abstecher in eine Whisky-Brennerei im Harz macht. 42 Prozent hat der „Glen Els Single Malt Whisky“ aus Zorge immerhin in sich. Von so viel Wählerzuspruch wagt in nüchternem Zustand derzeit kein Sozialdemokrat mehr zu träumen…

Kämpferisch gibt sich Oppermann kurz vor den Wahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin, und kurz vor einem Parteitag, der über das Schicksal von SPD-Chef Gabriel entscheiden könnte. Die dann möglicherweise anstehende Abstimmung über CETA, das Freihandelsabkommen mit Kanada, versetzt die führenden Genossen nämlich schon jetzt in Katerstimmung. Scheitert der Vizekanzler mit diesem Projekt am Widerstand der eigenen Partei, wird er wohl kaum gegen Angela Merkel in den Wahlkampf ziehen können – zu sehr hat der Wirtschaftsminister den freien Handel zum Credo seiner Politik gemacht. Und so wirbt auch Thomas Oppermann für CETA, diskutiert vor hölzernen Fässern auch mit dem Chef der Harzer Destillerie, der so gar nichts von diesem Abkommen hält. Tags zuvor stoppt der Fraktionschef auf der Tour durch seine Heimatregion in einem alten Speicher in Einbeck. Statt Prozenten stehen hier Pferdestärken im Vordergrund: Im „PS-Speicher“ stellt ein heimischer Industrieller seine Sammelleidenschaft zur Schau. Hunderte von Motorrädern und Oldtimern hat er zusammengetragen und in einem außergewöhnlichen Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In einem alten „Hanomag“ darf dort Platz genommen werden, im Simulator lässt es sich gemütlich dahinzockeln. 80 Stundenkilometer mit Vollgas – für die angeschlagenen Sozis könnte es ruhig etwas schneller vorangehen…

Ein beachtliches Tempo legt Thomas Oppermann allerdings mal wieder beim Aufstieg auf seinen Hausberg, den 1142 Meter hohen Brocken, vor. Der begeisterte Wanderer bringt die Journalisten im Schlepp gehörig ins Schwitzen und demonstriert seine Fitness gern durch Radio-Interviews, die an den steilsten Stellen des Aufstiegs geführt werden dürfen. Die desolate Lage seiner Partei erfordert eben ungewöhnlichen Einsatz, Prozente und PS, um den drohenden Abstieg bei den bevorstehenden Wahlen doch noch aufzuhalten…