Berlin, Brüssel, Medien
G7 in Elmau / Foto: Deutschlandradio Stephan Detjen
06.06.2015

Fünf Checkpoints und eine Sicherheitsschleuse – der mühsame Weg in die heile Welt von Elmau

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Mal eben von Garmisch rauf nach Elmau? Keine Chance, selbst am Tag vor Gipfelbeginn! Obama, Merkel und die fünf anderen Staats- und Regierungschefs werden erst Sonntagvormittag erwartet, doch die ganze Region ist längst im Ausnahmezustand. Wer als Journalist akkreditiert ist, darf noch lange nicht an den eigentlichen Tagungsort vordringen. Dazu benötigt man eine gesonderte Pool-Karte. Eine Stunde muss für die etwa 20 Kilometer vom Internationalen Pressezentrum in der Eissporthalle von Garmisch bis zum mondänen Sitz des Schlossherrn Dieter Müller-Elmau mindestens eingeplant werden.

DLF Korrrespondent Frank Capellan auf der TV Tribüne vor dem Schloss Elmau

DLF Korrrespondent Frank Capellan auf der TV Tribüne vor dem Schloss Elmau

In einem Bus des Bayerischen Rundfunks darf ich mich der streng bewachten Sicherheitszone nähern, an die 40 Kollegen, zumeist Kameraleute und Techniker werden zum Dienstbeginn nach Elmau gekarrt. Ehe die alte Olympiastadt verlassen werden kann, sind drei Checkpoints zu passieren. Zwar ist die Bundesstraße nach Mittenwald offiziell noch geöffnet, aber die Polizei kontrolliert scharf, will verhindern, dass gewaltbereite Demonstranten anrücken. Kilometerlang trennen Absperrgitter Bürgersteig und Radweg von der Straße, überall stehen Polizeifahrzeuge aus der ganzen Republik, Beamte schwitzen in ihren schweren Anzügen mit Sicherheitswesten und Beinschonern in der Sommerhitze.

In Klais passieren wir die Abzweigung nach Elmau ohne abbiegen zu dürfen. Wir müssen erst noch ein paar Kilometer weiter, auf den Parkplatz eines Einkaufsmarktes in der Gemeinde Krün. Hier beginnt der eigentliche Sicherheitscheck durch Bundeskriminalamt und Zoll. Ganze Autos können hier gescannt werden, Fahrzeuge, die in die Sicherheitszone des Schlosses einfahren wollen, werden hier durchleuchtet. Wir werden in mobilen Schleusen durchsucht wie am Flughafen, steigen dann in einen kleinen Bus des BKA. Dann erst geht es wieder Richtung Klais, ein kleines Dorf, das heute fest in der Hand einiger tausend Polizisten ist, auch hier Absperrgitter rechts und links an den Bordsteinkanten. Die Entourage des US-Präsidenten wird sich hier morgen ihren Weg durch bayerische Bauern- und Gasthöfe hindurch bahnen, sollte es Gewitter geben und ein Hubschrauberflug nach Elmau nicht möglich sein, auch Barack Obama selbst. Normale Einwohner sind praktisch nicht zu sehen, der Ort wirkt wie ausgestorben, wer konnte, ist wohl lieber verreist.

Nach zehn Minuten Fahrt in das malerische Tal hinein, eskortiert natürlich von mehreren Polizeifahrzeugen, nähern wir uns einem letzten Kontrollpunkt, und dann bietet sich ein wahrhaft überwältigender Blick auf das Schloss, das gar kein Schloss ist. Der Hotelbau mit dem markanten, grün gedeckten spitzen Turm wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet. Heute bietet er in der Tat eine Traumkulisse.  Die martialisch und bedrohlich anmutende Polizeipräsenz rundum ist für den Moment vergessen, als wir auf einer hölzernen Ballustrade stehen – der Platz, von dem die Fernsehteams aus aller Welt senden werden, immer mit Schloss Elmau im Hintergrund, umrahmt von den noch schneebedeckten Gipfeln von Wettersteingebirge und Zugspitzmassiv, davor saftig grüne, mit bunten Blumen bewachsene Almwiesen. Ein schönes Stück Deutschland wolle sie ihren Gästen zeigen, hatte Angela Merkel im Vorfeld des G7 Treffens angekündigt, das zumindest sollte der  Kanzlerin mühelos gelingen dürfen.

 

Schöne Kulisse: die Fassade des Pressezentrums auf der Elmau sieht aus wie ein Steinbau, ist aber bemalten Holzplatten gebaut

Schöne Kulisse: die Fassade des Pressezentrums auf der Elmau sieht aus wie ein Steinbau, ist aber bemalten Holzplatten gebaut.

Das Pressezentrum vor dem Schloss sieht von außen aus wie ein steinernes altes Wirtschaftsgebäude, doch es ist nicht als Fake, Teil der Kulisse des romantischen Tagungsortes: Aus Spanplatten, entsprechend angemalt, wurde der Bau eigens für den zweitägigen G7 Gipfel auf die Wiese in Sichtweites des Tagungsortes gestellt, nächste Woche wird wieder abgebaut – Hollywood lässt grüßen. Ein irreales Szenario, ein intimer Blick auf die Mächtigen ist von hier nicht möglich. Eine Kollegin versucht, sich unbedarft dem Hotel zu nähern, kommt tatsächlich einige hundert Meter weit, um dann doch von Polizeibeamten abgewiesen zu werden. Dann ein Anruf des Bundespresseamtes – elektronisch waren per Chip auf dem Batch, dem Sonderausweis für die Sicherheitszone, unsere Namen erfasst worden. Eine Stunde auf dem Gipfel, mehr war uns nicht zugestanden worden: der Shuttle steht bereit – es geht zurück aus der schönen heilen Welt von Elmau zu den Demos nach ganz unten… nach Garmisch.