Berlin, Parteien
(c) Foto: Frank Capellan
08.06.2016

SPD-Spargelfahrt auf dem Berliner Wannsee : „Keiner geht von Bord!“ Parteichef Gabriel mahnt zur Geschlossenheit

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„Und keiner geht von Bord!“, klare Ansage vom Käpt´n. „Keiner geht von Bord, ehe wir nicht das Ziel erreicht haben!“ Sigmar Gabriel lacht, ja der Johannes hat mich schon ermahnt, räumt er ein. Diesmal ist vieles anders bei der Spargelfahrt, kein Minister- und Vorsitzenden-Austausch mehr an der Glienicker Brücke, dort wo die Havelqueen in früheren Jahren immer kurz mal fest machte. Johannes Kahrs, der Chef der konservativen SPDler, hat den Stopp in diesem Jahr gestrichen. Allzu viele Spitzenleute, die ja ach so wenig Zeit haben, nutzten gern die Gelegenheit, um sich schnell mal aus dem Staub zu machen. Diesmal verlässt niemand das sinkende SPD-Schiff, vor allen Dingen soll auf halber Strecke ja kein Vorsitzender abhanden kommen, das haben sie schließlich oft genug erlebt. „Das merken wir uns mal für die Bundestagswahl!“ kündigt der SPD-Chef an. Er geht nicht von Bord, er bleibt auf der Brücke, er wird wohl als Kanzlerkandidat gegen Angela Merkel antreten – und all die anderen, die das nicht so gut finden, mögen doch bitteschön die Klappe halten und ihm den Rücken stärken. Apropos Klappe halten: Das wünscht sich Gabriel nun auch für die Gauck-Nachfolge – die Kanzlerin, die CDU-Chefin, sie soll mal Namen nennen, dann werden die Sozis schon sehen, ob und wen sie da mittragen können, oder ob sie vielleicht doch noch einen ganz eigenen Menschen, gemeinsam mit Linkspartei und Grünen ins Rennen schicken. Dass Thomas Oppermann gerade ziemlich bockig seinen Unionskollegen Volker Kauder brüskiert hat – ´wenn Ihr keinen Sozialdemokraten wählt, dann wir bestimmt keinen Christdemokraten´- das fand Gabriel gar nicht lustig. Und Oppermann hat das irgendwie aus dem Konzept gebracht. Als er die sozialdemokratischen Bundespräsidenten aufzählen will, es waren bisher gerade mal zwei, da ist er offensichtlich mit den Gedanken wo anders, stockt und ringt nach Namen, ehe ihm Heinemann und Rau doch noch in den Sinn kommen.

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(c) Foto: Frank Capellan

Wie anders präsentiert sich da der Parteivorsitzende. Lässig sitzt er im schwarzen Polohemd auf dem Sonnendeck, trinkt ein Bierchen, zieht an einer Zigarre, quatscht mit wahren und weniger echten Parteifreunden, plaudert mit Journalisten und ist auf besonderen Wunsch immer wieder bereit, mit meist weiblicher Anhängerschaft für ein Foto zu posieren. Soll nur keiner sagen, der Siggi käme bei den Frauen nicht an! Gabriel jedenfalls gibt sich entspannt wie selten, keine Spur von Rücktrittsgedanken, dass seine SPD mit der Flüchtlingswelle und dem AfD-Erfolg unter die 20 Prozent rutschen würde, das hat er kommen sehen. Hilft nix, sagt er, Kurs halten, nicht wegducken, zusammenstehen, stolz sein. „Wir haben Wind von vorn!“, erklärt der Segler Gabriel, „aber auch beim Kreuzen geht´s voran!“ Und: „Man kann nur überzeugen, wenn man selbst überzeugt ist“. Dann wedelt er mit einem eigens angefertigten Blechschild um sich. „In diesem Haus wird SPD gewählt!“ steht darauf in weißer Schrift auf rotem Grund. Und dazu gibt´s zum Schluss ne Genossen-Ansage von der Kommandobrücke. „Lasst uns mal zeigen, dass wir Sozialdemokraten sind, die Dinger an jeden Haushalt eines SPD Mitglieds!“ meint er, um dann mit sozialdemokratischem Bergarbeiter-Malocher-Gruß im Müntefering-Stil zu enden: „Dann wird´s besser: Glück auf!“