Berlin
Die Deutsche Einheit... jetzt bitte mal in Zahlen runterbrechen! (Foto: Johannes Kulms)
Die Deutsche Einheit... jetzt bitte mal in Zahlen runterbrechen! (Foto: Johannes Kulms)
29.09.2015

„Ist das jetzt Einheit hier?“

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Ist es spannend, wenn Statistiker eine Pressekonferenz zum Thema Deutsche Einheit einberufen? Natürlich, schließlich will man nach den ganzen Jubelbildern auch mal was handfestes! Fragt sich nur, wie man mit den ganzen Zahlen umgeht. 

Als Journalist bekommt man ständig neue Zahlen in die Hand gedrückt. Schnell heißt es dann: Verstehen, einordnen und anschließend fix eine Geschichte daraus stricken. Zugegeben: Das alles ist nicht immer einfach.

An diesem Dienstag ist wieder so ein Tag: Das Statistische Bundesamt hat eingeladen zur Pressekonferenz „25 Jahre Deutsche Einheit“. Das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg ist auch dabei. Die auf 108 Seiten zusammengetragenen Informationen finden Sie hier. Noch kürzer und aufbereitet für die Kollegen der Presse geht es hier entlang.

Die nachfolgenden rund 35 Minuten gibt es dann tatsächlich vor allem eines zu hören: Zahlen.  (Ach Gottchen!). Roderich Egeler, Präsident des Statistischen Bundesamtes haut einiges raus, zum Beispiel zur Arbeitslosigkeit.

 

 

„Deutschlandweit stieg die Zahl der Arbeitslosen um rund 1,8 Millionen an. Von dieser Zunahme entfielen auf Westdeutschland 1,3 Millionen. Und auf Ostdeutschland 500.000. In Westdeutschland entsprach dies im Jahre 1997 verglichen mit dem Jahr 1991 einem Zuwachs von 80 Prozent.“

Das ist in Ordnung, schließlich sind wir hier bei Statistikern zu Gast. Und es stellt sich fast etwas Freude ein, dass beim Thema Deutsche Einheit nun losgelöst von den ganzen Jubelbildern auch mal was „handfesteres“ auf den Tisch kommt! Nach Herrn Egeler ist Rudolf Frees dran, Vorstand des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg. Frees redet etwas langsamer als Egeler. Aber er braucht auch mehr Zeit für seine Themen Wirtschaftskraft und Bausektor. Macht nichts, meinen wir. Macht schon was, meint der Chef des Statistischen Bundesamtes und versucht etwas Zug in den Laden zu bringen.

 

 

„Dagegen hat sich der Anteil des verarbeitenden Gewerbes in den westlichen Bundesländern zwischen 1991 und 2013 von rund 29 auf knapp 24 Prozent verringert. Ich wollte jetzt eigentlich noch kurz auf die Entwicklung im Baugewerbe eingehen. Nun wird aber gerade mir bedeutet, dass ich meine Zeit schon überschritten habe. Herr Egeler ist da sehr diszipliniert. Das ist auch OK.“ – „Das was wichtig ist, müssen wir auch vortragen, selbstverständlich!“ – „OK. Sie geben mir also noch fünf Minuten?“ – „Drei Minuten“ – „Drei Minuten, OK. Aufschwung im Baugewerbe der neuen Bundesländer, der nach der Vereinigung durchaus zu beobachten ist…“ 

Der Bund stutzt also die neuen Länder zurecht… Nach der Pressekonferenz dann die obligatorische Fragerunde. Ein Kollege weist auf die Risiken hin die „in der Natur der Sache liegen, dass das ein bisschen bürokratisch rüberkommt“. Um will im Wust der Zahlen wissen, ob „das jetzt Einheit ist, was wir da haben, ist das eine schöne Sache?“. Oder spiegele sich die Einheit jetzt in der Lage des Bauhauptgewerbes? Der Statistikamts-Chef aus Wiesbaden scheint etwas verdutzt. Aber baut dann eine Brücke…

 

 

„Wir berichten ja aus den Quellen, die wir regelmäßig erheben. Und das, was Sie als bürokratisch bezeichnen, sind Informationen, über Bevölkerung, über Lebensstruktur, Familie, über wirtschaftliche Verhältnisse. Die Hauptindikatoren gehe alle in die gleiche Richtung. Das dauert vielleicht noch mal 20 Jahre. Aber es ist nicht zu bestreiten, dass unsere Indikatoren zeigen, dass die Entwicklung hin zu gleichen Verhältnissen in allen 16 Bundesländern nicht zu bestreiten ist. Insofern denke ich, hat die Einheit schon lange stattgefunden.“

Graf Zahl tritt ab

Nach gut einer Stunde ist die Pressekonferenz vorbei. Vielleicht atmet der eine oder andere Journalist nun durch. Moment mal. Der Bundesamtschef hat noch was zu sagen: Sieben Jahre sei er „in der Statistik gewesen“. Nun geht er in Rente:

 

 

„Es reicht. Es hat Spaß gemacht. Es hat Spaß gemacht mit Ihnen den Kontakt zu knüpfen. Sie waren immer fair, das muss ich wirklich sagen. Am Anfang weiß man ja nicht genau, was passiert eigentlich, wenn man hier auf der Bühne sitzt und wie gehen Interviews aus und was wird hinterher aus den Informationen gemacht. Ich hab mich immer wohl gefühlt. Ich darf mich bei Ihnen ganz herzlich bedanken. Und ich sitze zukünftig auf der Seite, die eher zuhört und vielleicht kluge Fragen stellt. Ich darf mich ganz herzlich bedanken und wünsche Ihnen eine schöne Zeit!“

Wünschen wir Ihnen auch, Herr Egeler!