3x Links
Sehitlik-Moschee in Berlin 2014 / Foto: Maja Hitij/dpa
14.01.2015

14.01.2015: Islam in Deutschland

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Im Rahmen der Attentate um Charlie Hebdo und einen jüdischen Supermarkt in Paris kocht wieder die Debatte hoch, welche Rolle der Islam in Deutschland spielen sollte. Dabei wird häufig in den Hintergrund gedrängt, dass der Islam bereits eine Rolle in Deutschland spielt und in vielen Regionen bereits einen Teil des gesellschaftlichen Zusammenlebens ausmacht.

1.) Moslem? Islam? Koran? Suren? Ständig stehen Begriffe im Raum, zu denen jeder eine Meinung hat, ihren Inhalt aber überhaupt nicht kennt oder nur rudimentär eigeninterpretiert. Um sich selbst einen Meinung zu bilden, ist das Verständnis des heute gelebten Islams unerlässlich. Dazu gehört die Lektüre und Analyse aktueller islamischer Schlüsseltexte. Hierzu gab der Zentralrat der Muslime eine Grundsatzerklärung zur Beziehung der Muslime zum Staat und zur Gesellschaft heraus, die Sie hier finden können.

2.) Weiterführend dazu wurde am 5. August 1990 von den Außenministern der Organisation der Islamischen Konferenz (Organisation of Islamic Cooperation, OIC) die Kairoer Erklärung angenommen. Diese kann als Schlüsseldokument des zeitgenössischen weltweiten Mainstream-Islam bezeichnet werden.

3.) Um miteinander einen Dialog führen zu können, ist es angebracht, zumindest einen kleinen Einblick in die Welt seines Gegenübers zu gewinnen. Hierbei sind nicht irgendwelche fundamentalen Ausprägungen gemeint, sondern der oben genannte Mainstream-Islam, der seine Rolle als selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft hat und diesen friedlich und kooperativ ausbaut. Einige Zentrale Begriffe des Islam finden Sie hier. Einen Einblick in die Suren des Koran finden Sie hier.

 

3x Links ist eine werktägliche Rubrik im Berlin:Brüssel-Blog. Alle Einträge können Sie hier nachlesen.

Kommentare zu diesem Beitrag (3)

  1. Michael Mechtel | 14. Januar 2015, 16:43 Uhr

    Eine Zumutung!

    Der türkische Ministerpräsident Davutoglu sagte jetzt in einem Interview mit der FAZ, die Pegida-Bewegung hätte eine mittelalterliche Mentalität, die genau identisch mit der des IS sei (vgl. Bericht des DLF, ‚Türkische Regierung sehr besorgt …‘). Die friedlichen Pegida-Spaziergänger mit den IS-Terroristen zu vergleichen, halte ich nun für eine bodenlose Unverschämtheit und eine Beleidigung aller freien Bürger. Pegida eine mittelaterliche Mentalität? War es nicht Herr Erdogan persönlich, der in Köln seinerzeit gegen die Assimilation der Türken polemisierte und damit einem rückwärtsgewandten Türkentum auf deutschem Boden und einer Spaltung der Gesellschaft das Wort redete? Wann immer Kritik am Islam auftaucht, ist Feuer unterm Dach, nur gegen die Belange von Deutschen darf man sich alles erlauben! Wenn unsere Meinungsmonopolisten von der Regierung bis zu den Medien noch für 5 Pfennig (Entschuldigung: für 2,5 Cent) Selbstachtung im Leib hätten, müssten sie derartige Entgleisungen aufs Schärfste zurückweisen!
    Andererseits: wenn man weiß, welches Verhältnis die türkische Machtclique zur (Presse-)Freiheit und zur Gewaltenteilung im eigenen Land hat, dann darf man Davutoglus Äußerung als großes Kompliment an die Pegida-Bewegung sehen. Ich kann ihr nur dazu gratulieren und ausrufen: Weiter so! Solange Ihr solche Leute zum Gegner habt, seid Ihr auf einem guten Weg.

  2. Michael Mechtel | 14. Januar 2015, 17:31 Uhr

    Guter Ansatz

    Es ist richtig und lobenswert, dass von islamischer Seite eine Art Leitlinie für ein Islamverständnis erstellt wurde, das auf die Verträglichkeit des Islam mit der westlichen Gesellschaft hinzielt – gerade weil sich diese Verträglichkeit nicht automatisch erschließt. Es gibt bekanntlich im Islam, anders als im Katholizismus, keine Institution, die global verbindlich definieren könnte, was richtiger Glaube ist. Umso wichtiger ist es, dass jede Gesellschaft, also z.B. die europäische (ich würde hier nicht auf die nationale Ebene heruntergehen) selber definiert, was sie als akzeptables Islamverständnis akzeptiert und was nicht.

    Um dieses Projekt wirklich abzurunden, ist mein Vorschlag, die in der Grundsatzerklärung getroffenen Aussagen durch konkrete Zitate bzw. Verweise auf den Koran und ggf. andere relevante Schriften zu belegen. Dann wären diese Aussagen aus der Sphäre des Allgemein-Unverbindlichen herausgehoben und auf eine ganz konkrete Basis gestellt, für jedermann glaubhaft nachvollziehbar. Daneben gibt es zweifellos auch Aussagen in den Schriften, die dem westlichen Wertekanon (zumindest vordergründig) widersprechen. Auch diese sollten offen aufgegriffen werden, und ihr Stellenwert in dem Wertekanon sollte klar dargelegt werden. Zweifellos keine einfache Aufgabe, aber eine, die sich lohnt! Der dafür nötige Diskurs sollte in einer transparenten Form unter Beteiligung der Öffentlichkeit statt-finden. Das wäre der beste Weg, um z.B. auf Pegida zu antworten und um etwas zu beenden, was Muslime in letzter Zeit öfters beklagten, nämlich: sich für Dinge rechtfertigen zu müssen, mit denen sie sich gar nicht identifizieren können!

    • Ansgar Rossi | 15. Januar 2015, 8:49 Uhr

      Europäische Ebene

      Sehr geehrter Herr Mechtel,
      die Überschrift „Der Islam in Europa“ wäre sicher ebenso passend gewesen! Der erste Link bezieht sich auf den ZDM, welcher mit Hinsicht auf die FdGO agiert, kann aber m.E. grundsätzlich für den o.g. „Mainstream-Islam“ in Europa angesehen werden. Konkrete Verweise auf den Koran oder andere relevante Schriften wären ein interessantes Projekt, für das leider, das muss ich unentschuldbar zugeben, im Rahmen der 3x Links im Moment keine Zeit vorhanden ist. Langfristig werden wir dies aber auf der Agenda behalten!