Brüssel, EU-Kommission
Mit einer herzlichen Ohrfeige empfängt Jean-Claude Juncker den ungarischen Premier Viktor Orban © European Union 2015
Mit einer herzlichen Ohrfeige empfängt Jean-Claude Juncker den ungarischen Premier Viktor Orban © European Union 2015
02.11.2015

Ein Jahr Jean-Clown Juncker

Von

Dass Jean-Claude Juncker ein Freund guter Pointen ist und ihm nicht selten der Schalk im Nacken sitzt, ist hinlänglich bekannt. Nun ist Juncker allerdings seit einem Jahr Präsident der EU-Kommission und repräsentiert damit die EU in der ganzen Welt. Seine albernen Ausfälle sorgen aber dafür, dass er wenig präsidial auftritt. Selbst im EU-Parlament wird er nicht ernst genommen.

Immer wieder hat Jean-Claude Juncker über die vielen Jahre, die er in der Öffentlichkeit steht, für vielbeachtete Zitate und denkwürdige Gesten gesorgt. Auch in seinem Amt als EU-Kommissionspräsident ist er sich treu geblieben und hat in seinem ersten Jahr damit bereits mehrmals für Aufsehen gesorgt. So begrüßte er Anfang des Jahres den gerade neu gewählten griechischen Premier Alexis Tsipras und nahm in an die Hand, als wollte er sagen: „Du bist neu hier und kennst die Regeln noch nicht. Deshalb werde ich dir zeigen, wie der Hase läuft.“

Zum Gipfel der östlichen Partnerschaft im Mai in Riga lief Juncker dann zu Höchstform auf: Es gab Klapser, Schlipse wurden verglichen, Glatzen geküsst (Junckers besondere Leidenschaft) und Viktor Orban als „Diktator“ begrüßt. Ratspräsident Donald Tusk und Gastgeberin Laimdota Straujuma fühlten sich neben dem herumalbernden Juncker sichtlich unwohl.

Den bisherigen Höhepunkt unangemessener Albernheit bildet aber Junckers Rede zur Lage der Union. Mit seinen üblichen Sprüchen und Anmerkungen hatte er selbst dafür gesorgt, dass im Plenum alles andere als eine angemessene Stimmung für eine solch wichtige Rede herrschte. Und so wundert es dann auch nicht, dass Abgeordnete (wie der notorische Parlaments-Störenfried Nigel Farage) Junckers Rede immer wieder durch Zwischenrufen unterbrachen, die dann von Juncker sogar selbst noch befeuert wurden:

 

 

Am Ende führte es dazu, dass ein Abgeordneter eine Maske mit Angela Merkels Gesicht aufsetzte, zu Juncker ans Podium trat und ihm die Hand schüttelte:

 

 

Nur zur Erinnerung: In dieser Rede spricht Juncker über die Lage der EU und wie er die Zukunft der Union sieht. Es ist nicht die Eröffnung der Luxemburger Schueberfouer, sondern eine der wichtigsten Reden Junckers in diesem Jahr. Und das in einer der schwierigsten Situationen der EU seit Bestehen. Man stelle sich solch ein Theater vor bei Angela Merkels Regierungserklärung oder Barack Obamas Rede zur Lage der Nation vorm Kongress.

Mit dem Begrüßen von Staatsoberhäuptern ist es übrigens weitergegangen: Ende Oktober hatte Juncker zum Treffen der Regierungschefs der Länder an der Balkanroute geladen. Während Junckers Landsmann, der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn ein paar kräftige, aber dafür umso herzlichere Schläge einstecken musste und es mit Alexis Tsipras regelrecht intim wurde, musste Ungarns Premier Viktor Orbán gleich wieder der nächsten Schelle von Jean-Claude Juncker ausweichen: