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Die Staats- und Regierungschefs aus EU und den Ländern der Östlichen Partnerschaft zusammen mit EU-Kommissaren und Ratspräsident Donald Tusk beim Treffen in Riga © European Union 2015
Die Staats- und Regierungschefs aus EU und den Ländern der Östlichen Partnerschaft zusammen mit EU-Kommissaren und Ratspräsident Donald Tusk beim Treffen in Riga © European Union 2015
07.03.2016

Tusk und die Flüchtlinge: Das richtig falsche Zitat

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Es war am Sonntag bei Anne Will, es war im Bericht aus Berlin, es war am Montagabend bei Hart aber Fair: In der Diskussion um die Flüchtlinge, die über die Türkei in die EU einreisen, wurde auf ein Zitat des EU-Ratspräsidenten Donald Tusk verwiesen. Und jedes mal: richtig und doch falsch.

Frank Plasberg, Anne Will und auch der ansonsten sehr geschätzte ARD-Kollege Arnd Henze in seinem Beitrag für den „Bericht aus Berlin“: alle bezogen eine Aussage des EU-Ratspräsidenten Donald Tusk auf die Flüchtlinge, die über die Türkei nach Griechenland und in die EU kommen. Tusk soll, so der Bericht und die Sendungen, gesagt haben: „Kommen Sie nicht nach Europa. Glauben sie nicht den Schleppern. Riskieren sie nicht ihr Leben und ihr Geld.“

Diese Worte sind tatsächlich gefallen. Aber: sie haben einen anderen Adressaten als die angegebenen. Was Tusk in Athen am 03. März 2016 sagte, war etwas anderes, hier im englischen Originaltext des Polen (wortwörtlich so gefallen):

As we agreed two weeks ago, we have to end the so-called wave-through process. This is happening as we speak. And this is why, here from Athens, I want to appeal to all potential illegal economic migrants wherever you are from: Do not come to Europe. Do not believe the smugglers. Do not risk your lives and your money. It is all for nothing. Greece or any other European country will no longer be a transit country. The Schengen rules will enter into force again.

Syrische Flüchtlinge und in den Augen der meisten Asylbearbeiter der EU auch Afghanen aber eben keine „illegal economic migrants“, „illegale Wirtschaftsmigranten“ – sondern sind als Flüchtlinge nach Genfer Konvention oder als Asylberechtigte zu Behandeln. Wer etwas anderes behauptet, hat entweder keine Ahnung oder aber mit einem in Journalistenaugen sexy klingenden Zitat geschindludert.

Update: Warum der Kollege Arnd Henze das zumindest für seinen Beitrag anders sieht und über die Frage der Diskrepanz zwischen Worten und Botschaften folgt Anfang der kommenden Woche noch ein weiterer Text, der dann hier verlinkt wird.

Kommentare zu diesem Beitrag (2)

  1. David Lerch | 8. März 2016, 0:01 Uhr

    Korrektur

    Detail im ersten Satz: „Hartaberfair“ läuft montags.

    • Falk Steiner | 8. März 2016, 9:28 Uhr

      Danke! Es fühlte sich nur schon so Dienstag an…