Berlin, Bundesregierung, Parteien
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Flüchtling in Berlin / Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa
09.10.2015

„Kanzlerin und Schleuserin“ – AfD zeigt Merkel an

Von

Medial hat die Alternative für Deutschland in den vergangenen Tagen eher durch Privates für ein wenig Aufmerksamkeit gesorgt: Parteichefin Frauke Petry hat ihre Mitglieder wissen lassen, dass sie für den nordrhein-westfälischen Landeschef Marcus Pretzell mehr als Freundschaft empfindet und sich von ihrem Mann getrennt hat. Um zum Wochenende auch inhaltlich noch einmal zu punkten, setzt die Partei auf einen alten Polittrick und zeigt die Kanzlerin an.

In Umfragen gibt es für die Alternative für Deutschland im Moment fast überall nur einen Weg: nach oben. Bundesweit liegt sie nach einem Post-Trennungsknick derzeit bei rund 7 Prozent, in Baden-Württemberg, dem Landesverband des zweiten Parteichefs, wo nächstes Jahr gewählt wird, kommt sie auf acht Prozent. In Bayern haben alle Bemühungen von Ministerpräsident Horst Seehofer, keinen Platz rechts neben der CSU mehr zu lassen, wenig gebracht. AfD: neun Prozent. Und in Sachsen, Petrys politischer Heimat, hat die Partei mit der – zugegeben immer schwachen – SPD zwischenzeitlich gleichgezogen. Dreizehn Prozent.

In der Medienpräsenz der Partei spiegeln sich diese Werte allerdings wenig wieder. Seit mit Bernd Lucke das prominente Gesicht der AfD abhanden gekommen ist, hat die Präsenz zumindest ihrer Bundespolitiker im Fernsehen deutlich nachgelassen. Die Flut der Pressemitteilungen ist nicht kleiner geworden, der Ton oft nur etwas schärfer, ihren Platz in die Berichterstattung finden Petry und Co. damit allerdings nicht so häufig wie man angesichts jenes all-beherrschenden Themas annehmen könnte, das die neue AfD längst zu ihrem wichtigsten gemacht hat: Flüchtlinge.

Um ihren Forderungen nach sofortigem Aufnahmestopp und einer Änderung des Asylrechts etwas mehr Aufmerksamkeit zu verleihen, reckt Parteivize Alexander Gauland an diesem Freitagmorgen ein Papier in die Höhe und erklärt, seine Partei werde gleich die Kanzlerin anzeigen.

„Frau Merkel hat sich, Entschuldigung, wenn ich das so drastisch sage, als Schleuser betätigt.“

Die vollständige Begründung können Sie hier hören:

Schleuserei , so Gauland, wird mit fünf Jahren oder Geldstrafe bestraft.

Merkels Sprecher, Steffen Seibert, nimmt die Anzeigen gelassen – wie es scheint, ist nicht nur die Alternative für Deutschland auf diese Idee gekommen.

„Wir sind ein Rechtsstaat. Wer Anzeige erstattet, der kann das tun, und es wird von der Justiz geprüft, und diese Dinge nehmen ihren Gang.“

Ein bisschen Lob haben Petry und Gauland hingegen für den bayerischen Ministerpräsidenten übrig.

Der hat per Bild-Zeitung „Maßnahmen der Notwehr“ des Freistaates angekündigt: Zurückweisungen an der Grenze zu Österreich und eine unmittelbare Weiterleitung Asylsuchender innerhalb Deutschlands.

Petry:

„Wenn Herr Seehofer in Bayern die Grenzposten, die Grenzkontrollen wieder einführen will, dann ist das sehr zu begrüßen. Es reicht allerdings nicht aus. Und der Druck, der auf andere Bundesländer mit Außengrenzen zukommt, der wird dadurch deutlich steigen.“

Das würde auch Sachsen treffen. Dort ist Petry AfD-Landeschefin. Das kann ihr natürlich nicht gefallen.

Schelten mag sie Seehofer dennoch nicht wirklich. Immerhin, so erklärt sie, habe der CSU-Vorsitzende ja AfD-Forderungen aufgegriffen.

 

Kommentare zu diesem Beitrag (1)

  1. Jens | 9. Oktober 2015, 16:13 Uhr

    Weil das Privatleben auch privat bleiben soll.

    „Medial hat die Alternative für Deutschland in den vergangenen Tagen eher durch Privates für ein wenig Aufmerksamkeit gesorgt“

    Der Gegenteil war der Fall. Diese private Angelegenheit Petrys hat auch zu meiner Überraschung, kaum einen medialen Wirbel erzeugt. Die letzten Tage waren da eher von den steigenden Umfragewerte für die AfD und durch die Demo der AfD-Thüringen in Erfurt geprägt. Und der heutige Tag wird der AfD natürlich auch viel PR bringen und genau das wollten Petry und Co. damit bezwecken.