Berlin, Bundesregierung
Frauenquote / Foto: Wolfgang Kumm/dpa
26.11.2014

Hurra – die Quote ist da!

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Es war eine schwere Geburt, aber nun ist er endlich da: Der Gesetzentwurf zur Frauenquote der am 11. Dezember im Kabinett verabschiedet werden soll, bevor er dann den Weg durch den Bundestag und die Ausschüsse ins Gesetzblatt nimmt. Die Debatte über diesen Entwurf haben nochmal deutlich gemacht, warum es die Quote unter anderem braucht, findet Katharina Hamberger, die lange unentschieden war, ob eine Frauenquote wirklich notwendig ist und mittlerweile findet: Ja – weil es leider nicht anders geht.

Seit dem ich hier im Hauptstadtstudio arbeite beschäftige ich mich immer wieder mit dem Thema Frauenquote. ich habe miterlebt, wie Ursula von der Leyen, noch als Arbeitsministerin sich in großen Teilen ihrer Partei unbeliebt gemacht hat, weil sie kurz davor war, im Bundestag für einem Antrag von SPD und Grünen für eine feste Frauenquote zu stimmen. Das ist jetzt anderthalb Jahre her. Schon von der Leyen wurde damals von vielen als die Nervensäge der Union gesehen. Diesen Job hat jetzt Manuela Schwesig (SPD) übernommen. Und das ist gut so. Denn wie ein Kollege einst sagte, eigentlich auf unseren Job als Journalisten bezogen: Du musst sie quälen. Schwesig hat nicht locker gelassen. Der Streit um die Ausgestaltung der Quote konnte erst in einem Koalitionsausschuss geklärt werden. Und nun gibt es tatsächlich einen Gesetzentwurf, in dem eine feste Geschlechterquote von 30 Prozent in Aufsichtsräten von 108 mitbestimmungspflichtige und/oder börsennotierte Unternehmen steht. Und rund 3500 kleinere Unternehmen müssen sich eine Zielmarke setzen. Natürlich ist mir auch klar, dass es hier erstmal nur um eine geringe Anzahl von Frauen geht (schon allein deshalb habe ich die Verweigerungshaltung so mancher nicht so wirklich nachvollziehen können), aber die Tür Richtung Gleichberechtigung wird so ein Stück weiter aufgestoßen.

 

Und es werden Vorbilder geschaffen. Wenn eine Frau in einem großen Unternehmen in einer von Männern dominierten Branche in einem Aufsichtsrat sitzt,  kann das ein wichtiges Signal sein. Das fängt schon mit der Wahl des Studienganges oder der Ausbildung an. Ich finde es natürlich auch nicht gut, dass der Stoß von Seiten der Politik kommen muss, dass eine Quote verordnet werden muss. „Möchtest du die Quotenfrau sein?“ Das werde ich oft gefragt. Natürlich möchte ich das nicht. Das will keine. Natürlich möchte eine jede auf nur Grund ihrer Qualifikation, auf Grund ihres Könnens in eine Führungsposition kommen. Aber ich würde es akzeptieren – quasi als Zusatzqualifikation -, denn offenbar geht es nicht von allein. Sonst wäre der Anteil an Frauen in Führungspositionen doch schon längst größer. Vor allem, weil es in den direkt darunter liegenden Ebenen noch nie so viele gut ausgebildete Frauen gab. Deshalb kann man sich sicher sein, dass eine Quotenfrau meist auch eine qualifizierte Frau sein wird. Dessen müssen sich auch die Quotenfrauen bewusst sein. Die Frauenquote braucht es als Stützräder, bis es ganz selbstverständlich ist, dass Frauen Führungspositionen – auf allen Ebenen, in allen Branchen – genauso gut ausfüllen können wie Männer.

Und die Frauenquote braucht es, bis der ein oder andere Mann diese Angst überwunden hat, dass Frauen ihnen etwas wegnehmen könnten. Was auch immer das sein soll. Aber es geht ja meist um Macht, Einfluss und den richtigen Kontakt. Natürlich wird das Feld der Konkurrenten größer, wenn Frauen auch eine Chance sehen in eine Führungsposition zu kommen.  Aber liebe Herren, um mal ein Argument zu bemühen, dass sonst immer gegen die Quote eingesetzt wird: Wer qualifiziert genug ist, wird es trotzdem in einen Aufsichtsrat schaffen. Sieben von zehn Stühlen dürfen ja nach wie vor an Männer vergeben werden.

Dass es deshalb auch die Quote braucht haben die vergangenen Tage gezeigt. Da fällt einem gestandenen Politiker wie Volker Kauder nichts Besseres ein, als die Familienministerin Manuela Schwesig als weinerlich zu bezeichnen. Eine ehrgeizige und zielstrebige Frau – was die Schwesig offenbar ist – scheint manche sehr zu beunruhigen. Aus ihr eine Heulsuse zu machen, klingt schon gleich nicht mehr so gefährlich. Die Quote braucht es aber nicht nur für ein Umdenken bei Männern, sondern auch für ein Umdenken bei den Frauen. Solche, die geeignet sind und das wollen, müssen sich eine Führungsposition auch zutrauen.

Der Gesetzentwurf zur gesetzlichen Frauenquote ist nur ein erster Schritt in die Richtung Gleichberechtigung, aber noch kein Grund die Korken knallen zu lassen. Den Schampus, den heben wir uns auf, bis die Quote egal ist, weil die berühmte gläserne Decke endlich kaputt ist.

 

Links zum Thema:

Das Interview mit Manuela Schwesig im Deutschlandfunk zur Frauenquote finden Sie hier.

Der Kommentar von Katharina Hamberger im Deutschlandfunk und bei Deutschlandradio Kultur zum Nachhören- und lesen.