Brüssel, EU-Kommission, Europäischer Rat, Medien
Diese Unterhaltung zwischen Jeroen Dijsselbloem (l.) und Yanis Varoufakis (r.) ist der Fantasie unseres Autors entsprungen. Foto © European Union
Diese Unterhaltung zwischen Jeroen Dijsselbloem (l.) und Yanis Varoufakis (r.) ist der Fantasie unseres Autors entsprungen. Foto © European Union
16.02.2015

The institution formerly known as Troika

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„Raider“ heißt jetzt (schon länger) „Twix“, man zahlt keine „Rundfunkgebühren“ mehr, sondern einen „Rundfunkbeitrag“ – und zwar nicht mehr an die „GEZ“, sondern kurz und knapp an den „ARD ZDF Deutschlandradio Beitragsservice“. Eine Umbenennung eines schwierigen oder schwer zu vermarktenden Begriffs kann wahre Wunder bewirken. Aber Achtung, hier lauern einige Fallen. Denn schnell folgt die sprachliche Retourkutsche und man befindet sich prompt im linguistischen Babylon.

Dass die TROIKA, also das Gremium aus Europäischer Zentralbank, Internationalem Währungsfonds und EU-Kommission in Griechenland ein Imageproblem hat, ist schon seit einigen Jahren klar. Nun, wo die neue griechische Regierung deren Abschaffung fordert, versucht man es in Brüssel mit einem klassischen Kniff aus der Marketing-Trickkiste: Der Umbenennung.

Aus Troika werden „the institutions“

Um den hellenischen Minotaurus nicht unnötig zu reizen, wurde der Name Troika kurzerhand zum unerwünschten Begriff erklärt. Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem habe sich darauf mit dem neuen griechischen Premier Tsipras geeinigt, hieß es. Dijsselbloem sprach bei seiner Ankündigung der Expertenrunde am vergangenen Wochenende kurzerhand nur noch von „den Institutionen“.

 

Der neue Name hat sich blitzschnell durchgesetzt. Auf der Pressekonferenz nach dem informellen Gipfel am vergangenen Donnerstag sprach auch Ratspräsident Tusk von „den Institutionen“ — als hätte es die „Troika“ niemals gegeben. Dabei hat sich hinter den Kulissen nichts geändert. Auch die Kommission bestätigte heute noch einmal, dass mit „the institutions“ exakt das Gleiche gemeint ist.

Spötter haben sich eine noch bessere Alternative zur „Troika“ einfallen lassen: „Tifkat“ sollen die Aufpasser nun genannt werden. Der nach Katzenfutter klingende Name ist ein Akronym aus „The institution formerly known as Troika“ – „Die Institution, die früher Troika hieß“.

Ob nun „the institutions“ oder „Tifkat“ — die Griechen selbst wird damit niemand täuschen können. Den Etikettenschwindel durchschaut auch die griechische Presse, auch wenn Alexis Tsipras betont hat, dass es die Troika so nicht mehr gäbe. Das stimmt eben nur dem Namen nach.

Retourkutsche für Varoufakis‘ Sprachakrobatik

„Die Troika“ ist übrigens nicht der erste Begriff, der im Sinne der besseren Verständigung abgeschafft wurde. Anfang des Monats kündigte der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis im Gespräch mit der Financial Times an, das Land müsse nicht unbedingt einen zweiten Schuldenschnitt machen, wie Syriza es im Wahlkampf noch angekündigt hatte. Stattdessen könne man Staatsschulden auch umwandeln in „Anleihen mit unbegrenzter Laufzeit und in Anleihen, die an das Wirtschaftswachstum gekoppelt sind“. De facto ist das das Gleiche, es heißt nur schöner. Das ist auch Varoufakis klar, mit diesem Euphemismus könne man einen Schuldenschnitt den Deutschen aber besser vermitteln, so der Finanzminister. Die Troika-Umbenennung ist insofern die Retourkutsche für Varoufakis‘ Sprachakrobatik.

Problemlösung durch Neusprech

Konsequenterweise könnte man nun so fortfahren und besonders heikle Streitpunkte mit sprachlicher Kreativität umschiffen. Wie ist es zum Beispiel mit dem bösen Wort „Schulden“? Um diese in Griechenland besser zu verkaufen, könnte man in Zukunft nur noch von „monetären Leihgaben“ sprechen. Und auch der Name „Griechenland“ selbst, der in Deutschland leicht Angst und Schrecken auslöst, könnte durch das Synonym „Hellenische Republik“ ersetzt werden, um deutsche Steuerzahler nicht zu sehr zu strapazieren. Wenn in Zukunft also die Hellenische Republik ankündigt, die ihr gewährten monetären Leihgaben nicht rückerstatten zu können, wird das kein Grund mehr sein, irgendwie unruhig zu werden.